Bastelbogen Gotthardpostkutsche

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Bastelbogen Gotthardpostkutsch

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Artikelnummer: B19 Kategorien: ,

Beschreibung

Massstab: 1:35

Im Torbogen vor dem Eingang zum Landesmuseum in Zürich steht seit 1898 unsere Gotthard-Postkutsche, ein schmuckes Gefährt, das Mitte des letzten Jahrhunderts in Deutschland als «Coupé Berlina Nr. 880» hergestellt worden war und darauf über dreissig Jahre zwischen dem Vierwaldstättersee und der italienischen Grenze zirkulierte. Vielleicht kennst du das berühmte Gemälde «Die Gotthardpost» von Rudolf Koller (etwa 1870 gemalt), worauf die Kutsche auf schneller Talfahrt ebenfalls zu sehen ist. «Gute alte Zeit der Postkutschenromantik», denkt man vielleicht bei diesem Anblick. Ob es aber die Leute der damaligen Zeit als so sehr romantisch empfunden haben, viele Stunden lang zwischen andere Passagiere eingezwängt über die holprige Passstrasse zu rumpeln, darf bezweifelt werden. – Doch blättern wir etwas im Buch der Geschichte zurück!

Das Jahr 1848 ist eines der wichtigsten in unserer Schweizergeschichte. Damals wurde aus einem lockeren Bündnis eigenständiger und eigenmächtiger Kantone (Staatenbund) ein Bundesstaat. Durch die Satzungen der Bundesverfassung wurden ganze Bereiche der kantonalen Hoheit entzogen und der Schweizerischen Eidgenossenschaft übertragen, so etwa die Landesverteidigung, das Zollwesen, das Münzwesen und das Postwesen. Was die Post betrifft, so hatten vorher nicht nur verschiedene Kantone eigene Briefmarken gehabt, sondern auch eigene Organisationen zur Beförderung von Passagieren und Postsendungen.

Um die wichtige Alpentransitstrecke über den Gotthard hatten sich Jahrzehnte die Kantone Zürich und Luzern gestritten. Vor der Eröffnung der neuen Gotthardstrasse (1830) waren es berittene Kuriere gewesen, die den Postverkehr über den Pass versahen, darauf folgten zuerst kleine Einspännerkutschen und ab 1842 fünfspännige Zehnplätzerwagen, die täglich in beiden Richtungen verkehrten.

Aber erst ab 1848 erlebte dieser Reiseverkehr, der nun immer besser organisiert und zuverlässiger wurde, einen stetigen Aufschwung. Wurden 1849 erst 14’000 Reisende befördert, so waren es 1875 gegen 72’000. Zwischen Flüelen und Camerlata (bei Como) bestanden 12 Pferdewechselstationen, somit wurden pro Fahrt in einer Richtung 65 Pferde gebraucht. Da für Eilkutschen und Zusatzkurse noch weitere Zugtiere benötigt wurden, verwundert es nicht, dass die Postpferdehalter teilweise über hundert Pferde in ihren Ställen bereithalten mussten. Die Umspannzeit betrug fünf Minuten. Der Wagen wurde nicht gewechselt, er wurde ja auch nicht müde, gewechselt wurden aber der Postillon und – der Kondukteur, der auf jedem Kurs mitfuhr (und dies für maximal 12 Passagiere! ).

Die Fahrt von Flüelen nach Camerlata dauerte von 0800 bis 0700, also volle 23 Stunden, die strapaziöse Reise wurde nur durch die Mahlzeitenpausen unterbrochen. Die Strecken Basel-Camerlata und Zürich-Camerlata nahmen etwa die doppelte Zeitspanne in Anspruch, wobei allerdings die erste Nacht nicht in der Postkutsche, sondern im warmen Bett in Flüelen verbracht wurde. Eine solche Reise war nicht nur ermüdend, sondern konnte auch recht abenteuerlich sein. Gelegentlich mussten die Kutschen «entpannt» werden oder auf halbem Weg wegen schlechter Witterung umkehren, dann kam es zweimal vor, dass der Nachtkurs wie im Wilden Westen von bewaffneten Banditen überfallen wurde, welche die Reisenden und die Postsendungen ausplünderten und darauf das Weite suchten.

Als 1882 der Bau der Gotthardbahn vollendet war, bedeutete dies das Ende der Postkutschenherrlichkeit. Die stolze Gotthardpostlinie stellte den Betrieb ein. Von 1909 bis 1921 wurde zwar der Kutschenverkehr zwischen Andermatt und Airolo wieder aufgenommen, aber eher als Touristenattraktion. Im Jahre 1922 fuhr dann das erste Postauto über den Pass, damit hatten der letzte Postillon vom Gotthard und seine Kutsche endgültig ausgedient.